Der Weg zur E-Mobilität in Südostasien
Die Elektromobilität (E-Mobilität) hat sich in den vergangenen Jahren als innovativer und schnell wachsender Sektor in Südostasien etabliert. In diesem Artikel teilen Sameer Tirkar, Principal Klimafinanzierung, und Kewal Shah, Investment Officer, ihre Einschätzungen zur Entwicklung der E-Mobilität und zu ihrem grossen Potenzial für Skalierung und Wirkung in Südostasien.
Warum ist E-Mobilität wichtig?
Kewal Shah, Investment Officer bei responsAbility
Der Verkehrssektor, der nach wie vor von sogenannten ICE-Fahrzeugen (Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor) dominiert wird, verursacht einen Viertel aller Treibhausgasemissionen weltweit. E-Mobilität wird in Asien einen bedeutenden Unterschied machen[, indem dort die Luftqualität verbessert und der CO2-Ausstoss verringert wird]. Dort befinden sich die zehn am meisten verschmutzten Städte der Welt. Historische Daten und Studien zeigen zudem, dass der gesamte E-Mobilitätssektor wirtschaftliche Vorteile bietet, da die Gesamtbetriebskosten über den Lebenszyklus der Fahrzeuge hinweg niedriger sind.
Sameer Tirkar, Principal, Climate Finance bei responsAbility
"Auch für responsAbility ist der Sektor bedeutend, da wir neben Renditen für unsere Investoren zudem eine positive Wirkung erzielen möchten. Wir wollen Wachstumsbereiche identifizieren und direkt vor Ort lokale Wirkungen erzielen. Deshalb analysieren wir alle unsere Investitionen auf der Grundlage der Ziele für nachhaltige Entwicklung der UNO (Sustainable Development Goals, SDGs). Im vorliegenden Fall glauben wir, dass die E-Mobilität unsere beiden Ziele erfüllt, nämlich jene des Impulsgebers als auch jene der nachhaltigen Wirkung. Dies wird die Akzeptanz der E-Mobilität verstärken.
Dies wiederum erklärt, weshalb wir uns auf die E-Mobilität als eines der Schlüsselsegmente konzentrieren, die wir in den kommenden drei bis fünf Jahren skalieren wollen. Wir verfügen über eine Erfolgsbilanz bei der Unterstützung von Segmenten, die sich in einem frühen Stadium des Wachstums befinden, indem wir Kapital entlang des gesamten Kapitalstrukturspektrums bereitstellen, sei es durch Fremd- oder Eigenkapital. Unser Ziel ist es, Wachstumskapital für die E-Mobilität bereitzustellen, um sie zu skalieren."
Was ist der Unterschied zwischen E-Mobilität und nachhaltiger Mobilität?
Sameer Tirkar: Es gibt einen subtilen, aber wichtigen Unterschied: E-Mobilität bezieht sich auf Fahrzeuge, die mit elektrischer Energie betrieben werden, während bei nachhaltiger Mobilität der gesamte Energiemix des Landes berücksichtigt wird. Wenn ein Land hauptsächlich konventionelle Energiequellen wie Kohle- oder Ölkraftwerke nutzt, erzielt die E-Mobilität nicht den gewünschten Effekt. - Ähnlich, wie wenn ein Dieselgenerator zum Laden des Elektrofahrzeugs genutzt würde. Wenn die erneuerbarer Energien eines Landes zunehmen, ist die Förderung der E-Mobilität sinnvoll.
Was sind die interessantesten Entwicklungen im Bereich der E-Mobilität in Südostasien?
Kewal Shah: Es gibt eine Vielzahl von neuen Unternehmen und innovativen Geschäftsmodellen. Ein Beispiel: Wir wissen, dass die beiden größten Hindernisse für die Einführung von Elektrofahrzeugen die mangelnde Ladeinfrastruktur und die hohen Anschaffungskosten sind. Einige Unternehmen in der Region haben eine Lösung entwickelt, bei der die Batterie als Dienstleistung angeboten wird, anstatt dass der Kunde sie kaufen muss. Dadurch wird der Gesamtpreis des Elektrofahrzeugs für den Verbraucher reduziert.
Sameer Tirkar: Wir sehen auch andere Geschäftsmodelle, wie beispielsweise Flottenbetreiber und Elektrofahrzeugflotten für Einzelpersonen. Deshalb analysieren wir ausgewählte B2B- und EV-Ladeinfrastrukturunternehmen genau, obwohl es im Moment noch zu früh ist, um zu sagen, welches der beiden Modelle das höhere Potenzial hat.
Kewal Shah: Die Bevölkerung hat zudem begonnen, Elektrofahrzeuge als Alternative zum Besitz von Verbrennungsmotorfahrzeugen zu nutzen. In Indien wurden beispielsweise in 2022 eine Million Elektrofahrzeuge verkauft, ein Rekord.
Und wir spüren unterstützende regulatorische Rahmenbedingungen und eine proaktive Regierungsförderung, die eine nahtlosere Einführung von Elektrofahrzeugen entlang der Wertschöpfungskette unterstützen. Auch Länder setzen ihre eigenen Ziele. Zum Beispiel hat der indische Premierminister eine Reduktion der Kohlenstoffemissionen um eine Milliarde Tonnen bis 2030 gefordert und sich zu einem "30 bis 2030" Ziel verpflichtet, bei dem 30 % der Gesamtflotte elektrisch betrieben werden soll. Es handelt sich um einen Top-Down-Ansatz, bei dem die Regierung den gesamten Sektor vorantreibt.
Wie vielversprechend ist das Investitionstempo?
Sameer Tirkar: Es ist noch zu früh für definitive Antworten, aber die ersten Anzeichen sind vielversprechend. Wir sind uns bewusst, dass der E-Mobilitätssektor einen enormen Kapitalbedarf hat und wir beobachten viele Akteure, die das Wachstum der E-Mobility unterstützen möchten. Sei es durch Fonds wie den unseren, regulatorische Anpassungen und Subventionen. Es werden viele Überlegungen angestellt, aber es bedarf noch erheblicher Arbeit, um das Wachstum wirklich zu skalieren. Wir sind zuversichtlich, dass der bisher positive Trend zu einem nachhaltigen und stetigen Wachstum im E-Mobilitätssektor führen wird. Darüber hinaus hoffen wir auf eine erhöhte Verfügbarkeit von Ressourcen und Kapital, um diesen Sektor weiter zu fördern und ihn zum Mainstream zu verhelfen.
Das E-Mobilitätssegment und seine Wertschöpfungskette berühren eine Vielzahl von Impact-Themen und tragen nicht nur zum Klimaschutz (SDG13) bei, sondern auch zur Schaffung nachhaltiger Städte (SDG 11) und zur Förderung von menschenwürdiger Arbeit und Wirtschaftswachstum (SDG 8), indem sie zahlreiche Arbeitsplätze schaffen. Ebenso können sie zur Förderung von guter Gesundheit und Wohlbefinden (SDG 3) beitragen, indem sie die Luftverschmutzung durch herkömmliche Fahrzeuge reduzieren. E-Mobilität hat einen [breiten] Impact.