Im Rennen gegen den Klimawandel niemanden auf der Strecke lassen
Ein gerechter Transformationsprozess
Inklusivität bei der Bekämpfung des Klimawandels schaffen
Die Dringlichkeit, sich mit dem Klimawandel auseinanderzusetzen, war noch nie so gross wie heute. Wenn wir die Folgen unseres bisherigen Handelns in Form von extremen Wetterereignissen, steigenden Meeresspiegeln und schwindenden natürlichen Ressourcen sehen, wird klar, dass wir den Wechsel in eine nachhaltigere Zukunft vollziehen müssen. Aber es sollte ein gerechter, fairer und inklusiver Übergang sein, der nicht auf Kosten der benachteiligten Bevölkerungsgruppen geht und niemanden zurücklässt. Der Übergang sollte die bestehenden sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten nicht verschärfen, sondern auf ihre Verringerung hinarbeiten. Um dies zu erreichen, müssen wir unbedingt mehrere Perspektiven und Faktoren anerkennen und in Betracht ziehen.
Offenlegung der historischen Daten:
Vergangene Beiträge zu den globalen, kumulativen Treibhausgasemissionen
Die industrielle Revolution und die darauf folgenden Jahrzehnte ungebremsten Wachstums haben zu einer massiven Anhäufung atmosphärischer Treibhausgase (THG) geführt, und dieser „THG-Bestand“ heizt den Planeten weiter auf. Sollte die Schuld an der Klimakrise daher gleichmässig auf alle Nationen abgewälzt werden?
Historisch gesehen haben die Industrieländer, getrieben von ihrem Streben nach Fortschritt und wirtschaftlichem Wohlstand, am meisten zu den globalen Emissionen beigetragen, etwa 3/4 im Zeitraum von 1850-2021. Das Erbe ihrer kohlenstoffintensiven Entwicklung hat zu einem Ungleichgewicht geführt, das die ungerechten Klimaverhältnisse aufrecht erhält. Die drei grössten historischen Verursacher der kumulativen Treibhausgasemissionen sind die USA (ca. 20 %), gefolgt von China (ca. 11 %) und Russland (ca. 7 %).
Den Unterschied verstehen:
Treibhausgasemissionen pro Kopf + produktionsbedingte vs verbrauchsbedingte Treibhausgasemissionen
Heute liegen die weltweiten Durchschnittsemissionen bei etwa 4,4 Tonnen pro Kopf. Der 1,5ºC-Pfad, der sich aus dem Pariser Abkommen ergibt, geht davon aus, dass diese Emissionen bis 2030 halbiert werden sollen. Bei einer genaueren Analyse auf Länderebene zeigen sich jedoch erhebliche Unterschiede, die ein anderes Gesamtbild offenbaren. Auf der einen Seite gibt es grosse ölproduzierende Länder (die allerdings weniger bevölkert sind), deren Treibhausgasemissionen pro Kopf heute bis zu 77 tCO₂/Kopf erreichen (z. B. Katar, Kuwait, VAE).
In der Gruppe der bevölkerungsreicheren Länder liegen Australien, Kanada und die USA mit 15-17 tCO₂ pro Kopf an der Spitze. Am anderen Ende des Spektrums weisen Länder wie Indien Emissionen von nur 1,7 tCO₂ pro Kopf auf, während zahlreiche afrikanische Länder Emissionen von weniger als 1 tCO₂ pro Kopf aufweisen. Um die Sache noch komplizierter zu machen: Die oben erwähnten Emissionen basieren ausschliesslich auf der Produktion innerhalb eines Landes (produktionsbasiert) und berücksichtigen nicht die Emissionen, die mit den in diesem Land konsumierten Waren und Dienstleistungen verbunden sind (konsumbasiert, handelsbereinigt).
Es ist erwähnenswert, dass diese beiden alternativen Ansätze der THG-Bilanzierung häufig höhere Emissionen für Industrieländer im Vergleich zu Entwicklungsländern ausweisen. So sind die verbrauchsbasierten Emissionen der Schweiz dreimal so hoch wie die produktionsbasierten Emissionen. Es ist jedoch wichtig zu erkennen, dass die verbrauchsbedingten Emissionen höher sind, aber genau diese Verbrauchsmuster und der hohe Lebensstandard erhalten ein System am Laufen, das die emissionsintensive Produktion auf die Entwicklungsländer verlagert.
Folglich trägt diese Dynamik dazu bei, dass die Entwicklungsländer heute höhere produktionsbedingte Emissionen aufgrund industrieller Aktivitäten aufweisen. Weitere Untersuchungen zeigen³, dass die einkommensschwächere Hälfte der Weltbevölkerung bis 2030 deutlich weniger als die 1,5°C-Grenze emittieren wird. Im Gegensatz dazu wird erwartet, dass die reichsten 1 % und 10 % diesen Schwellenwert um das 30- bzw. 9-fache überschreiten werden. Überraschenderweise müssten die reichsten 1 % ihre Emissionen im Vergleich zu den heutigen Werten um etwa 97 % senken, um dieses Ziel zu erreichen.[YH1]
Die Verflechtung von Klimawandel und Armut
Klimawandel und Armut sind untrennbar miteinander verbunden und bilden einen Teufelskreis, von dem die Schwächsten unverhältnismässig stark betroffen sind. Einkommensschwache Gemeinden, denen es oft an Ressourcen und politischem Einfluss fehlt, tragen die Last der klimabedingten Katastrophen. Ihre Häuser sind häufiger von Überschwemmungen betroffen, ihre Wohngegenden sind giftigen Schadstoffen ausgesetzt, und ihre Lebensgrundlagen werden durch extreme Wetterereignisse stark beeinträchtigt.
Das Streben nach einem gerechten Strukturwandel erfordert gezielte Anstrengungen, um diese Kluft zu überbrücken und die soziale Gerechtigkeit zu fördern. Dazu gehört die aktive Beteiligung marginalisierter Gemeinschaften an Entscheidungsprozessen, die Förderung ihrer Widerstandsfähigkeit durch den Zugang zu Bildung und Gesundheitsfürsorge und die Anerkennung der Bedeutung des indigenen Wissens für nachhaltige Praktiken. Indem wir traditionelles Wissen mit modernen Innovationen verbinden, können wir ganzheitlichere und wirksamere Lösungen schaffen, die sowohl den Menschen als auch unserem Planeten zugute kommen.
Durch einen gerechten Transformationsprozess können wir Gemeinschaften stärken und ihnen einen fairen und gleichberechtigten Zugang zu grünen Arbeitsplätzen, sauberer Energie und nachhaltiger Infrastruktur ermöglichen. Auf diese Weise können wir den Klimawandel und Armut gleichzeitig bekämpfen, eine gewissenhafte Entscheidungsfindung fördern und historische Ungerechtigkeiten beseitigen.
Ein grüner und gerechter Wandel ist möglich
Im Wettlauf gegen den Klimawandel dürfen wir nicht übersehen, dass hinter der Ziellinie nicht nur eine grünere, sondern auch eine gerechtere Welt liegt. Ein gerechter Strukturwandel stellt sicher, dass wir niemanden zurücklassen, indem wir Inklusion und soziale Gerechtigkeit fördern und uns gleichzeitig um ökologische Nachhaltigkeit bemühen. Es geht nicht nur darum, die Erde zu retten, sondern auch darum, uns selbst zu retten und die zukünftigen Generationen zu schützen.