Nachhaltige Lebensmittel: Innovationen an der Schnittstelle von Klima und Landwirtschaft

Januar 20255 min readNachhaltige ErnährungAgriculture

Angesichts der immer dringlicheren Wechselwirkungen zwischen Klimawandel und Ernährungssicherheit stellt sich nicht mehr die Frage, ob gehandelt werden muss, sondern wie Innovationen aussehen können, um dieser Herausforderung zu begegnen. Bei responsAbility betrachten wir diese Situation als Chance – als Auftrag, die Agrarlandschaft neu zu denken, indem wir in Nachhaltigkeit, Resilienz und Gerechtigkeit investieren. Mit dieser Vision im Blick haben wir die erste Investitionslösung für klimafreundliche Landwirtschaft auf den Markt gebracht, die sich auf ökologische Nachhaltigkeit konzentriert und Kleinbauern1 unterstützt und die Stärkung von Frauen fördert, die von diesen Entwicklungen oft am stärksten betroffen sind.

Der Fonds arbeitet mit Geldgebern zusammen, die die Technical Assistance Facility (TAF) des Fonds finanzieren und durch innovative, zuschussfinanzierte Projekte die Klimaresilienz und geschlechtergerechte landwirtschaftliche Praktiken fördern. Diese Projekte schliessen kritische Wissenslücken in Bereichen wie Klimarisikoanalysen, ESG-Integration, klimafreundliche Landwirtschaft und Geschlechtergerechtigkeit. Durch den Aufbau von Kapazitäten werden Portfoliounternehmen in die Lage versetzt, bewährte Praktiken zu übernehmen, regulatorische und marktbezogene Erwartungen zu erfüllen und ein nachhaltiges, integratives Wachstum zu fördern.

Die Notwendigkeit klimafreundlicher Landwirtschaft

Das globale Nahrungsmittelsystem ist sowohl ein wirtschaftlicher Eckpfeiler als auch eine lebenswichtige Versorgungsader für Milliarden von Menschen. Es befindet sich jedoch an einem kritischen Wendepunkt: Die Landwirtschaft trägt derzeit mehr als ein Drittel zu den globalen Treibhausgasemissionen bei und gehört gleichzeitig zu den Sektoren, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind.2 In Schwellenländern, in denen die Landwirtschaft oft das Rückgrat der Wirtschaft bildet und einen Grossteil der Bevölkerung beschäftigt, steht besonders viel auf dem Spiel. Diese Regionen spüren bereits jetzt die Auswirkungen des Klimawandels, und ohne entsprechende Massnahmen könnten die Folgen schwerwiegend sein. In dieser Herausforderung liegt eine grosse Chance. Durch den Übergang zu klimafreundlichen landwirtschaftlichen Praktiken können wir dazu beitragen, den ökologischen Fussabdruck des Sektors zu verringern und gleichzeitig seine Widerstandsfähigkeit gegenüber klimabedingten Schocks zu erhöhen. Eine klimafreundliche Landwirtschaft reduziert nicht nur Emissionen und erhöht die Klimaresilienz, sondern fördert auch die Biodiversität, verbessert die Bodengesundheit, optimiert die Wassernutzung und trägt zur Schaffung nachhaltiger Lebensgrundlagen für landwirtschaftliche Gemeinden bei.

Kleinbauern

80%

Kleinbauern, die etwa 80 % aller landwirtschaftlichen Betriebe weltweit ausmachen, leisten einen wichtigen Beitrag zur weltweiten Nahrungsmittelproduktion und -sicherheit.

Treibhausgas­emissionen.

33%

Die Lebensmittelsysteme tragen derzeit zu mehr als 1/3 der weltweiten Treibhausgasemissionen bei.

Lebensmittel­produktion

50%

Frauen produzieren die Hälfte der Nahrungsmittel der Welt, haben aber nicht die gleichen Chancen wie ihre männlichen Kollegen.

Der Dominoeffekt von Investitionen in die Geschlechtergleichstellung

Frauen spielen eine zentrale Rolle in der globalen Lebensmittelproduktion, da ihr Anteil an der Lebensmittelproduktion in Entwicklungsländern bei rund 80 % und weltweit bei fast der Hälfte der Gesamtproduktion liegt.3 Trotz ihrer entscheidenden Rolle stossen sie häufig auf Hindernisse, wie z. B. eingeschränkten Zugang zu Land, Märkten und Bildung.4 Studien legen nahe, dass die landwirtschaftlichen Erträge um 20–30 % steigen könnten, wenn Frauen den gleichen Zugang zu Ressourcen hätten wie Männer, wodurch die Zahl der Menschen, die weltweit von Hunger betroffen sind, um 100–150 Millionen Menschen verringert werden könnte.5 Unsere Strategie legt den Schwerpunkt auf Geschlechtergerechtigkeit und stellt sicher, dass Frauen über die Mittel und Möglichkeiten verfügen, um in der klimafreundlichen Landwirtschaft eine tragende Rolle zu übernehmen. Durch die Beseitigung dieser Ungleichheiten zielen wir darauf ab, die Produktivität und Widerstandsfähigkeit ganzer Gemeinschaften zu steigern. Im Rahmen der Technical Assistance Facility wurden Beratungsprojekte für Portfoliounternehmen konzipiert, bei denen Gender-Fachpersonen hinzugezogen wurden, um Hindernisse für die Beteiligung von Frauen an ihren Geschäftsabläufen zu erkennen und zu beseitigen. Diese Projekte werden in den kommenden Jahren fortgesetzt, um die Beteiligung von Frauen an der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette weiter zu erhöhen.

Die drei Pfeiler klimafreundlicher Landwirtschaft

Reduktion der Klimawandelauswirkungen Die Landwirtschaft ist eine der Hauptquellen für Treibhausgasemissionen, birgt aber auch ein enormes Potenzial für die Eindämmung des Klimawandels. Praktiken wie Direktsaat, Deckfruchtanbau, ökologischer Landbau und Agroforstwirtschaft können die Emissionen erheblich reduzieren.6 Investitionen in erneuerbare Energien und energieeffiziente landwirtschaftliche Betriebe können den CO2-Fussabdruck des Sektors zudem weiter reduzieren und gleichzeitig die wirtschaftliche Entwicklung und die Schaffung von Arbeitsplätzen fördern.

Anpassung an den Klimawandel Anpassungsmassnahmen in der Landwirtschaft sind von entscheidender Bedeutung, um die Widerstandsfähigkeit des Sektors gegenüber den negativen Auswirkungen des Klimawandels zu stärken. Dies gilt insbesondere für Schwellenländer, in denen Klimarisiken eine direkte Bedrohung für die Ernährungssicherheit und die Lebensgrundlagen im ländlichen Raum darstellen. Zu diesen Massnahmen gehören die Entwicklung und Einführung klimaresistenter Pflanzensorten, die Optimierung der Wassernutzungseffizienz und die Einführung von Bodenschutzpraktiken. Darüber hinaus tragen Investitionen in Frühwarnsysteme und Klimarisikoversicherungen dazu bei, Landwirte zu schützen und die finanziellen Auswirkungen klimabedingter Verluste zu mildern.

Nachhaltige Produktion und nachhaltiger Konsum Um den Nährstoffbedarf einer Weltbevölkerung zu decken, die bis 2050 voraussichtlich 9,7 Milliarden Menschen erreichen wird7, ist es unerlässlich, eine nachhaltige Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen mit Agrarverfahren zu verbinden, welche die Funktionen des Ökosystems berücksichtigen. Zu den Lösungsansätzen gehören die Wiederverwertung von landwirtschaftlichen Abfällen, die Reduzierung von Verlusten in der Lieferkette und die Optimierung der Lagerinfrastruktur. Darüber hinaus tragen Verfahren wie Präzisionslandwirtschaft, integrierter Pflanzenschutz und effiziente Lagerhaltung und Transport dazu bei, die Umweltbelastung zu verringern und gleichzeitig die Lebensmittelproduktion zu steigern.

Wissenschaft als Grundlage für Innovation

Um effektiven und lokalen Impact zu gewährleisten, stützen wir unsere Investitionstätigkeit auf wissenschaftliche Erkenntnisse. Durch unsere Partnerschaft mit CGIAR, einer weltweit führenden Forschungsorganisation, stellen wir sicher, dass unsere Investitionen auf den neuesten wissenschaftlichen Forschungsergebnissen beruhen und auf spezifische regionale und pflanzenbezogene Herausforderungen zugeschnitten sind. Diese Zusammenarbeit, die durch die Technical Assistance Facility finanziert wird, ermöglicht es uns, unsere Strategie kontinuierlich zu optimieren und stellt sicher, dass sie in einer sich schnell verändernden Welt effektiv und relevant bleibt.


Beyond the Numbers

In unserem Impact Report 2024 stellen wir die Verbindung zwischen den Zahlen und den Erzählungen her. Wir erklären die Bedeutung der wichtigsten Wirkungsindikatoren und erzählen die persönlichen Geschichten dahinter. Tauchen Sie ein in die neuesten Erkenntnisse unserer internen Experten für Klimafinanzierung, finanzielle Eingliederung und nachhaltige Ernährung und geniessen Sie ein exklusives Interview mit dem Verwaltungsratsvorsitzenden von SIFEM.

Profilphoto Suhasini Singh
Der Autor

Suhasini Singh

Head of Sustainable Food Debt

Suhasini Singh ist Head of Sustainable Food Debt bei responsAbility. Mit über 20 Jahren Erfahrung im Finanzsektor verfügt sie über umfassende Kenntnisse in den Bereichen Kreditvergabe, grenzüberschreitende Investitionen und internationale Märkte. Suhasini Singh hat Private-Debt-Portfolios verwaltet, die sich auf Finanzinstitutionen und Unternehmen der Lebensmittel- und Agrarindustrie in Schwellenländern konzentrieren. Sie hat Due-Diligence-Prüfungen in mehr als 10 Ländern durchgeführt und Investitionen in Höhe von mehr als 500 Mio. USD auf den Weg gebracht. Suhasini hat Betriebswirtschaft und Management studiert, was sie mit den Fähigkeiten ausstattet, wirkungsvolle Finanzlösungen im nachhaltigen Lebensmittelsektor voranzutreiben.