Erneuerbare energie
Solaranlagen für Unternehmen in sub-sahara Afrika
Eine neue, von responsAbility in Auftrag gegebene Studie beleuchtet das Potenzial für netzunabhängige kommerzielle und industrielle (C&I) Solaranlagen in der Region sowie die wesentlichen Herausforderungen, die es zu adressieren gilt, um das Potenzial der Technologie voll auszuschöpfen.
Mit seinem riesigen Energiedefizit und seiner maroden Infrastruktur könnte Sub-Sahara Afrika ein fruchtbarer Boden für Solaranwendungen sein. Trotz grosser Hoffnungen und jahrelanger Anstrengungen ist der PV-Markt ausserhalb von Südafrika und wenigen kleinen Ländern bislang aber kaum aus den Startlöchern gekommen – wesentliche Gründe dafür sind verwaltungstechnische Verzögerungen, nicht bankfähige Stromabnahmeverträge (PPAs) und Schwierigkeiten bei der Sicherung der erforderlichen Landrechte.
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Die wichtigsten Ergebnisse:
Angesichts hoher Stromtarife, sinkender PV-Kosten und einer unzuverlässigen Stromversorgung setzen immer mehr Unternehmen in Sub-Sahara Afrika auf netzunabhängige Solaranlagen
Der Markt ist zwar noch klein, bietet aber enormes Potenzial
Die Studie bewertet 15 Märkte anhand von drei Kriterien: Wirtschaftlichkeit, Dynamik/Markt und Gesetze/Regulierung
Drei Märkte – Kenia, Ghana und Nigeria – werden im Detail analysiert
In sieben der 15 untersuchten Märkte sind netzunabhängige Solaranlagen günstiger als die von C&I-Kunden gezahlten Stromtarife
Die meisten Unternehmen in der Region beziehen ihren Strom immer noch weitgehend aus dem öffentlichen Stromnetz
Für die Unternehmen kann eine Investition in eine netzunabhängige Solaranlage erhebliche Einsparungen bedeuten
Ein weiterer Vorteil ist eine zuverlässigere Stromversorgung in einer von häufigen Stromausfällen geplagten Region
Der grösste Engpass ist die Fremdkapitalfinanzierung: Da sich die Finanzinstitute aus diesem Markt bislang weitgehend ferngehalten haben, bezahlen die meisten Geschäftskunden ihre Systeme immer noch in bar
Direktverkauf an unternehmen
In der Hoffnung auf die Vermeidung verwaltungstechnischer Verzögerungen und bessere Stromabnahmeverträge haben die Entwickler mit der Direktvermarktung ihrer Anlagen an die Unternehmen begonnen. Im Jahr 2018 wurde eine Rekordanzahl an derartigen Projekten umgesetzt. Die installierten Anlagen versorgen die Geschäftskunden direkt mit Strom, der sie weniger kostet als die Stromversorgung über das öffentliche Stromnetz. Zudem bieten sie ihnen eine Absicherung gegen künftige Preisschwankungen und eine alternative Energiequelle bei Stromausfällen.
Gemeinsam mit Bloomberg New Energy Finance (BNEF), einem stark aufgestellten Partner mit einer umfassenden Wissensbasis im C&I-Bereich, hat responsAbility eine Studie zum Potenzial von C&I-Solaranwendungen in Sub-Sahara Afrika initiiert, um bessere Einblicke in diesen Markt zu erhalten und seine Weiterentwicklung voranzutreiben. Nach einer ersten Bewertung von 15 Märkten anhand der drei Hauptkriterien Wirtschaftlichkeit, Dynamik/Markt und Gesetze/Regulierung wurden die drei attraktivsten Märkte – Kenia, Ghana und Nigeria – im Detail analysiert.
Wirtschaftlichkeit überzeugt auch ohne staatliche förderung
Ein ermutigendes Ergebnis der Studie mit dem Titel «Solar for Businesses in Sub-Saharan Africa» ist die Tatsache, dass das Wachstum des C&I-Solar-Sektors in Sub-Sahara Afrika – anders als in vielen entwickelten Märkten – nicht durch staatliche Förderungen vorangetrieben wird, sondern durch reine Wirtschaftlichkeitserwägungen.
«Angesichts der grossen lokalen Nachfrage nach Fremdkapitalfinanzierungen stellt der C&I-Markt in Sub-Sahara Afrika für responsAbility eine bedeutende Geschäftschance dar.»
Antoine Prédour, Head of Energy Debt
So kann eine Investition in eine netzunabhängige Solaranlage erhebliche Einsparungen für Unternehmen bedeuten. Ein weiterer Vorteil ist eine zuverlässigere Stromversorgung in einer von häufigen, oft mehrstündigen Stromausfällen geplagten Region. Nach Angaben der Weltbank müssen Unternehmen in Nigeria mit mehr als einem Stromausfall pro Tag rechnen – und jedes Mal entweder hohe Opportunitätskosten durch Umsatzverluste oder Produktionsausfälle in Kauf nehmen oder auf deutlich teurere Notstromgeneratoren zurückgreifen, die zumeist mit Diesel betrieben werden.
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Da Spannungsschwankungen zu gravierenden Schäden an empfindlichen Geräten führen können, nutzen viele Unternehmen Systeme für eine unterbrechungsfreie Stromversorgung (UPS-Systeme) oder lassen auch dann Dieselgeneratoren laufen, wenn Strom aus dem Netz bezogen werden kann. In der Folge schätzt die nigerianische Regierung, dass rund die Hälfte des verfügbaren Stroms derzeit mit Diesel erzeugt wird. Daher können Solaranlagen auch zur Eindämmung des Klimawandels beitragen, indem sie fossile Brennstoffe ersetzen.
Unterschiedlich hohes einsparpotenzial
Wie hoch die potenziellen Einsparungen durch netzunabhängige Solaranlagen tatsächlich sind, hängt davon ab, woher das Unternehmen seinen Strom bislang bezieht. In Sub-Sahara Afrika beziehen die meisten Unternehmen ihren Strom immer noch weitgehend aus dem öffentlichen Stromnetz. Dabei zeigt die Studie, dass netzunabhängige Solaranlagen in sieben der 15 untersuchten Märkte günstiger sind als die von C&I-Kunden gezahlten Stromtarife. Da Solaranlagen ohne Brennstoffe auskommen, ermöglichen sie zudem über Jahre oder Jahrzehnte stabile oder planbare Stromkosten, während die Kosten der Stromabnahme aus dem Netz schwanken können.
In Kenia, Nigeria und Ghana kostet die Solarstromerzeugung für C&I-Kunden USD 0,10-0,14/kWh, wobei einige lokale Anbieter sogar noch niedrigere Preise nennen. Bei derartigen Tarifen zahlt eine Industrieanlage in Ghana, die sieben Tage die Woche in Betrieb ist, für den vor Ort erzeugten Solarstrom 29% weniger als für den Strom, den sie aus dem öffentlichen Netz bezieht. Den Zugriff auf den teureren Strom aus dem Netz kann sie auf die Zeiten beschränken, in denen die Sonne nicht scheint. Die BNEF-Projektionen signalisieren, dass die Kosten des Stroms aus netzunabhängigen Solaranlagen bis 2030 auf etwa USD 0,05/kWh sinken werden – was das Wachstum der Solarindustrie vor Ort langfristig befördern wird.
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Anders als in vielen Industrieländern ist es für den Betreiber einer C&I-Solaranlage in Sub-Sahara Afrika praktisch unmöglich, überschüssigen Strom an das öffentliche Netz zu verkaufen. Daher sind Anlagen profitabler, wenn sie rund um die Uhr in Betrieb sind und der Strombedarf tagsüber hoch ist. BNEF schätzt, dass rund 83% der installierten Leistung von derartigen Standorten genutzt wird, vor allem im Bergbau, der produzierenden Industrie und dem Infrastruktursektor, also zum Beispiel bei Tankstellen. Die übrigen Solaranlagen dienen kommerziellen Betrieben oder Büros, bei denen der Strombedarf am Wochenende geringer sein dürfte. Das deutet darauf hin, dass netzunabhängiger Solarstrom wettbewerbsfähig ist, auch wenn er nur direkt vor Ort genutzt werden kann.
Finanzierungsengpässe
Neben den ganz klar positiven Wirtschaftlichkeitsfaktoren identifiziert BENF mehrere Herausforderungen, die eine schnellere Entwicklung des C&I-Solarmarktes in Sub-Sahara Afrika bislang verhindert haben. Eine davon ist die Regulierungstransparenz, ein weiterer die fehlende Vertrautheit mit der Technologie. Aber obwohl viele potenzielle Kunden und Kreditgeber die Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit einer neuen Technologie wie der Solarenergie weiterhin skeptisch sehen, berichten die Entwickler, dass sich die Kunden inzwischen immer schneller überzeugen lassen. Bis auf weiteres scheint der fehlende Zugang zu Fremdfinanzierung die grösste Hürde darzustellen. Da der Finanzsektor bislang nur begrenzt Finanzierungen für C&I-Solarsysteme bereitstellt, bezahlen die meisten Geschäftskunden ihre Systeme immer noch in bar und ohne Nutzung externer Finanzierungen. Dementsprechend grosses Potenzial bietet sich spezialisierten Kapitalgebern in der Region.
«Der Markt ist zwar noch klein, bietet aber enormes Potenzial»
Takehiro Kawahara, Lead Frontier Power Analyst at BloombergNEF
«Der Markt ist zwar noch klein, bietet aber enormes Potenzial», sagt Takehiro Kawahara, Lead Frontier Power Analyst bei BNEF und einer der Autoren der Studie. «Mit seinem riesigen Energiedefizit und seiner maroden Infrastruktur ist Sub-Sahara Afrika ein fruchtbarer Boden für Solaranwendungen.»
Im Jahr 2018 wurden Solarprojekte mit einer rekordhohen Gesamtleistung von 74MW fertiggestellt, und die 23 für die BNEF-Studie befragten Entwickler haben allein in Kenia, Ghana und Nigeria weitere Projekte mit einer Gesamtleistung von 91MW in der Pipeline, die 2019 und Anfang 2020 fertiggestellt werden sollen. Das ist fast doppelt so viel wie die bislang installierte Leistung. Die Entwickler sehen optimistisch in die Zukunft und gehen davon aus, dass 2019 ein Rekordjahr für die Branche wird.
Fremdkapitalfinanzierung durch responsAbility
Von responsAbility gemanagte Fonds stellen seit fünf Jahren Finanzierungen für netzunabhängige Solarlösungen in Sub-Sahara Afrika bereit, wobei der Schwerpunkt bislang auf Heimsolaranlagen für private Haushalte liegt. «Wir rechnen mit einer zunehmenden Nutzung von Solarsystemen durch C&I-Kunden, bei denen diese häufig Dieselgeneratoren ergänzen», erläutert Antoine Prédour, Head of Energy Debt bei responsAbility. «Angesichts der grossen lokalen Nachfrage nach Fremdkapitalfinanzierungen stellt der C&I-Markt in Sub-Sahara Afrika für responsAbility eine bedeutende Geschäftschance dar. Dieses Engagement passt gut zu den Mandaten der von responsAbility verwalteten Energie-Debt-Fonds, es gibt wenig Wettbewerb durch andere Finanzgeber und die Margen sind interessant.» responsAbility wird die Ergebnisse seiner Studie nutzen, um innovative Fremdkapitalfazilitäten zu entwickeln und die grössten Opportunitäten in der Region gezielt zu nutzen.
«Solaranlagen können zur Eindämmung des Klimawandels beitragen, indem sie fossile Brennstoffe ersetzen.»
Antoine Prédour, Head of Energy Debt